Goldbacher Stollen

Der Tauch-Club Singen lud seine Mitglieder zu einem Ausflug an die Dokumentationsstätte „Goldbacher Stollen“ am 20.September 2024 ein. Bei herrlichem, spätsommerlichem Wetter mit angenehmen Temperaturen fanden sich 14 Mitglieder vor dem eisernen Tor des Höhleneingangs ein und der Rundgang begann mit einem Bericht über die Entstehung dieser Dokumentationsstätte in den späten Kriegsjahren.

Claus, unser Führer durch diese Anlagen, konnte uns einiges zu dieser Zeit erzählen, er war in seiner aktiven beruflichen Zeit Geschichtslehrer – das merke man ihm auch noch an.

Eine „Halle“ und Verbindungsknoten, tief unter Goldbach

Calus verstand es vorzüglich, durch seine Berichte die Besucher in Bann zu ziehen und so konnten wir einiges über die damaligen Zustände erfahren. Unvorstellbar unter welchen Bedingungen hier alles entstand und unter welchen Qualen gearbeitet wurde.

fast 4 Kilometer Stollengänge unter Goldbach

Besonders bemerkenswert war auch die Technik, mit der damals gearbeitet wurde. Neben den üblichen Werkzeugen wie Spitzhacke und Schaufel, kamen auch Sprengstoff zum Einsatz. Die Arbeiter, überwiegend Kriegsgefangene der Nazis, mussten unter unmenschlichen Bedingungen arbeiten. Viele überlebten das nicht!

Abtransport mit Loren

Wer schon mal am ehemaligen Campingplatz in Goldbach tauchen war und vom Einstieg weg nach rechts tauchte, weiss dass dort unten auf ca. 20m Tiefe eine Lore zu finden ist. Mit solch einer Lore wurde damals der Abtransport des Aushubs bewerkstelligt. So entstand übrigens auch die Ebene, auf dem später der Campingplatz errichtet wurde. Eine originale Lore steht noch gut erhalten im Stollen:

Eine Lore erinnert an vergangene Tage
Über solche eine Lore konnten sogar zwei Häftlinge fliehen

Wenn man das mal gehört und gesehen hat, wird man mit Sicherheit die Lore unter Wasser am Tauchplatz Campingplatz, mit anderen Augen sehen.

Historische Infos

Claus hielt immer wieder an bestimmten Stellen in der Stollenanlage an und berichtete über Qualen und Zustände der Gefangenen und der Zwangsarbeiter. Der eigentliche Zweck, wozu die Anlage erbaut wurde, nämlich um Kriegswaffen zu fertigen, wurde nie erfüllt. Heute wird die Anlage im Winter als Einlagerungshalle für Wohnanhänger und Boote genutzt um Geld für die Erhaltung der Anlage zu erwirtschaften.

Geschichtsunterricht unter Tage

Schöner Abschluß

Am Ende der Führung ging es noch einmal durch einen kleinen Stollen bergauf zu einer kleinen Gedenkhalle, in der warmes Sommerlicht einfiel. Hier erzählte Claus die Geschichte zweier Männer, denen die spektakuläre Flucht in die Schweiz gelungen war.

Danach ging es durch die Katakomben wieder zurück in die Freiheit. Nach gut 2 1/2 Stunden voll interessanter Geschichte, freuten wir uns alle auf ein kühles Bierchen.

Einkehr zum Abschluß

Nach diesem tollen Event fuhren wir dann noch nach Goldbach in die Pizzeria Basilico, die uns mit schmackhaftem Essen und einigen kühlen Getränken versorgte. Bei netten Gesprächen liessen wir dann den Tag und den Abend gemütlich ausklingen.

Geselliger Abschluss bei einem kühlen Bier und Pizza

Ein paar Infos zum Schluß

Zum Abschluss noch ein paar Daten zur Dokumentationsstätte Goldbacher Stollen.

Weitere Infos gibt es auch auf deren Homepage unter https://www.stollen-ueberlingen.de

Allgemeine Lage:

Unter bebautem Wohngebiet mit meist hangparallel verlaufenden Straßen im Westen von Überlingen (Goldbacher Straße, Säntisstraße).

Größe der Anlage:

Breite: ca. 2 – 25 m

Höhe: ca. 2 – 10 m

Gesamtlänge: 3,6 km (heute zugänglich)

Überdeckung:

ca. 10 – 60 m Erdmasse, terrassenförmig ansteigend

Gebirgsverhältnisse:

Obere Meeresmolasse mit Einlagerung von Ton. Der Sandstein hat meist ein toniges Bindemittel, außerdem Tonbänder.

Zustand 1944/45:

Die künstlich aufgefahrene Anlage – an der Stelle befanden sich vorher keine Höhlen o.ä. – hatte acht Zugänge, zum Teil mit Gleisanschluß, einen Notausstieg im Nordwesten und mehrere Fensteröffnungen. Sie bestand aus drei Längs- und 17 Querstollen von verschiedener Länge, wobei die Kreuzungspunkte zum Teil hallenförmig ausgebaut waren.

Heutiger Zustand:

Die französischen Besatzer ließen 1947 alle Zugänge sprengen. Die Stollenanlage ist heute durch einen neu aufgefahrenen Eingang zugänglich. Im Innern sind nur Teile des Stollens zugänglich, große Teile sind gesprengt, andere stehen unter Wasser. Die Anlage muss ständig beobachtet und gesichert werden wegen möglicher Gebirgsauflockerungen, Veränderungen durch Wasser, Luft und geologische Abbrüche.

(aus dem bergtechnischen Gutachten von Herrn Ing.-Geologe Egon Wolff vom 17.3.1980)